ANLEITUNG  ZUM  GESPANNFAHREN
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FAHREN MIT STIL    (Stadtanspannung)                            W.Fr.Bartels

Die elegante Stadtanspannung, auch englische Anspannung genannt, ist sehr vornehm und  konservativ.  Bevorzugte Pferde für diese Anspannungsart sind sogenannte "Karossiers". Das sind edle Pferde mit besonderer Ausstrahlung.

Früher hat man sehr großen Wert auf farbliche Übereinstim- mung und Größe der Pferde gelegt. Es war geschmacklos, Füchse und Braune zusammen- zuspannen. Wenn man heute von einem "Passgespann" spricht, so denkt man dabei in erster Linie an ausgeglichene Temperamente und an Übereinstimmung der Grund- gangarten. Wenn das eine Pferd weite, raumgreifende Schritte macht, das zweite Pferd aber nicht mithalten kann, hat man keinesfalls  ein "Passgespann".  Bewegungen, Größe und Erscheinungsbild sollten zusammen passen, die farbliche Übereinstimmung ist zweitrangig.

Vierspänner beim Fahren einer Dressuraufgabe           Iseli  Schweiz

Im Oldenburger Land gezüchtete Pferde wurden früher zum Fahren bevorzugt.  Sie galten als besonders zugfest und nervenstark.  Die aus Böhmen stammenden  Kladruber waren  Luxus-Karossiers der kaiserlichen und königlichen österreichisch-ungarischen Monarchie.                 
Typische  Karossiers sind auch die  heute wieder in Holland gezüchteten Westfriesen mit ihren langen schwarzen Mähnen. Alle eleganten, dezent lackierten Kutschen sind für diese Anspannung geeignet. Typische Wagen der Stadtanspannung sind: Landauer, Galakutschen (Equipagen), Coupés, Victoria, Barouche,  Berlinen, Phaeton und Breaks.  Grundsätzlich passen zur Stadtanspannung nur schwarze Kumtgeschirre.  Lediglich die Achenbach-Leine ist immer braun.  Alle Beschläge (Metallteile) sind aus poliertem Argentan (Neusilber), Silber, versilbert oder verchromt bzw. neuerdings aus nichtrostendem Edelstahl.

Der Fahrer, aber auch die Grooms, das sind die Beifahrer (Helfer), tragen einen festen Hut, Zylinder oder Bowler zum schlichten Anzug oder langem Frack mit  gelbbraunen Lederhandschuhen und Stulpenstiefeln.  Der Fahrer benutzt immer eine Bockdecke. Statt der bei der Landanspannung üblichen Stockpeitsche wird bei der Stadtanspannung eine Bogenpeitsche mitgeführt.
Nach alter Sitte fährt der Eigentümer des Gespanns mit grauem Zylinder und polierten Aufhalteketten.
Der angestellte Kutscher darf nur mit schwarzem Zylinder bzw. schwarzem Bowler (Melone) fahren und statt der polierten Ketten, Aufhalter aus schwarzem Leder verwenden.  Noch heute kann so der aufmerksame Zuschauer bei Fahrturnieren erkennen, ob der Fahrer mit eigenen oder geliehenen Pferden fährt. Mit Ausnahme der Postkandare, sind für die Stadtanspannung alle anderen Kandaren zulässig.
Dazu gehören die Liverpoolkandare, die Achenbach'sche Ellbogenkandare, die Tilbury- und  Buxton-Kandare.  Damit sich die Leinen der Vorderpferde nicht in den Kandarenbäumen der Stangenpferde verfangen, werden die Hinterpferde mit Schaumbügel-Kandaren gefahren.

Sehr korrekt  zur Stadtanspannung  gekleideter  Groom     (Beifahrer, Helfer).


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